Verehrte Besucherinnen und Besucher,

in Thüringen leben weit über 35.000 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus 158 Staaten. Zwei Drittel kommen aus Europa, ein Drittel aus Asien und einige wenige aus Amerika, Afrika, Australien und Ozeanien. Damit ist Thüringen im Vergleich der deutschen Bundesländer vielleicht nicht der Spitzenreiter in der Statistik. Aber dafür ist unsere Vielfalt groß. Wir heißen Menschen aus allen Kontinenten bei uns willkommen!

Und auch die Ausstellung ist genau aus diesem Grund eine so große und wichtige Bereicherung für unser Land: Denn die 34 Portraits sollen eben keine erneute Migrationsstatistik darstellen, sondern einzelne Menschen – stellvertretend für viele andere – mit individuellen Lebenswegen. Menschen, die seit vielen Jahren vor allem in Jena, aber auch in ganz Thüringen leben. Einige wurde hier geboren, andere haben aus politischen Gründen ihr Land verlassen, und mancher kam, weil er sich ein besseres Leben vorstellt und sich beruflich oder privat hier verwirklichen möchte.

Wenn Sie nun die einzelnen Portraits betrachten, so fragen Sie sich ruhig kritisch: Sind diese Menschen hier in Thüringen angekommen? Gemeint ist eine Ankunft, die mehr umfasst, als eine Wohnung, Essen, Arbeit und andere materielle Güter. Güter, die zweifelsfrei notwendig und wichtig sind. Aber ist Thüringen auch ihr Zuhause? Welchen Lebenssinn suchen und finden sie hier im Freistaat? Was täte ich an seiner, an ihrer Stelle? Und nicht zuletzt die scheinbar einfache Frage: Ist dieser Mensch zufrieden?

Einige Antworten werden wohl offen bleiben müssen. Und mancher wird sich am Ende alle Fragen vielleicht sogar selbst stellen: Wie steht es denn um die eigene Lebenszufriedenheit und schließlich auch um jene der anderen? Dieser gegenseitige Perspektivwechsel steht am Anfang jeder solidarischen Gesellschaft. Sich in den anderen hineinversetzen können und wollen, heißt, einander verstehen. Es heißt gegenseitiges Verständnis. Und das Bemühen um Verstehen und Verständnis ist die Grundlage allen menschlichen Miteinanders.

Den Veranstaltern der Ausstellung, dem Verein Multikulturelle Integrationsgruppe Jena, der Maria Pawlowna Gesellschaft und dem Institut für Interkulturelle Kommunikation e.V. Jena danke ich für diese überaus tiefsinnige Idee und ihre Umsetzung. Ihnen, den Besuchern und Betrachtern, wünsche ich jene lohnenden Augenblicke und Begegnungen, wie sie diese Ausstellung möglich macht.

Ihre

Christine Lieberknecht
Thüringer Ministerpräsidentin

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